Halb-Strukturiertes Interview
Prozessschritt:
Phase 3
Wissenskontinuum:
Handlungsanleitendes Wissen, Do-How, Internalisiert
Dem (Halb)Strukturierten Interview liegt im Gegensatz zum freien Interview ein festes Frageschema zugrunde. Bei halbstrukturierten Interviews sind der genaue Wortlaut und die Reihenfolge der Fragen, anders als im strukturierten Interview, nicht verbindlich. Zudem sind Zwischenfragen durch den / die InterviewerIn erlaubt. Dadurch ist einerseits der Gesprächsverlauf weniger planbar, andererseits ist es aber möglich, flexibel auf Situationen zu reagieren.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund / Herkunft[Bearbeiten]
Das Interview dient seit dem 19. Jahrhundert als Verfahren zur journalistischen Informationsgewinnung. Davor wurde es bereits in der Kriminalistik und von Ethnologen verwendet.
Zielsetzung & Einsatzmöglichkeiten[Bearbeiten]
Nicht nur in der Wissenschaft sondern insbesondere auch in der Organisations und Personal entwicklung werden (halb)strukturierte Interviews eingesetzt. Dies geschieht vorrangig in diagnostischen Bereichen wie beispielsweise in Eignungsinterviews. Ziel ist es, möglichst viel über Hintergrund, Knowhow, Fähigkeiten und Kompetenzen von BewerberInnen zu erfahren. Ähnlich kann ein strukturiertes Interview auch im Wissensmanagement vor allem zur Exploration und Hebung von implizitem oder explizitem Wissen eingesetzt werden.
Mögliche Umsetzung[Bearbeiten]
Vorbereitung[Bearbeiten]
Vor der Befragung wird für das strukturierte Interview ein Fragebogen erstellt. Inhalt, Anzahl der Fragen und deren Reihenfolge sowie die sprachliche Formulierung und ggf. auch die Verwendungsweise von Antwortkategorien, werden festgelegt. Auch für das halbstrukturierte Interview empfiehlt sich die Erstellung eines solchen Fragebogens, wenngleich Reihenfolge, Wortlaut und Antwortkategorien nicht zwingend eingehalten werden müssen.
Durchführung[Bearbeiten]
Die Interviews können als Einzel- oder Gruppengespräche durchgeführt werden. Insbesondere bei halbstrukturierten Interviews sollte der / die InterviewerIn über grundlegendes Wissen zum Themenbereich verfügen. Die Antworten sollten von dem / der InterviewerIn, oder einem / einer ProtokollführerIn, möglichst präzise dokumentiert werden, wobei die Zuhilfenahme eines Aufnahmegerätes, unter Einverständnis des / der Interviewten, zulässig ist. Nach Abschluss des Interviews wird ein Interviewprotokoll angefertigt. Dabei sollten möglichst einheitliche Formatvorlagen genutzt und organisatorische Details festgehalten werden.
Aufwand[Bearbeiten]
Je nach Umfang, Strukturierungsgrad, Tiefe und Komplexität des Gebiets ändert sich der Aufwand. Je breiter und tiefer versucht wird, Informationen bzw. Wissen (auch implizites) offenzulegen, desto aufwändiger ist die Umsetzung eines (halb-) strukturierten Interviews. Insbesondere die Vorbereitung des Interviewleitfadens sowie die Protokollierung ist mit relativ hohem zeitlichen Aufwand verbunden, bietet jedoch die Möglichkeit, erfolgskritisches Wissen zielgerichtet und gut strukturiert abzufragen.
Literaturauswahl[Bearbeiten]
Misoch, Sabina. Qualitative Interviews. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015.
Froschauer, Ulrike, und Manfred Lueger. Das qualitative Interview. Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. UTB Wien. 2003.