Thinking aloud Verfahren

Plattform für Wissensmanagement im öffentlichen Sektor.
Version vom 19. Februar 2021, 10:27 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Leitfaden Einordnung

Prozessschritt:
Phase 4

Wissenskontinuum:
Handlungsanleitendes Wissen

Praxisbeispiel Praxisbeispiele

Derzeit sind keine Beiträge vorhanden.

weitere Inhalte weitere Inhalte

Derzeit sind keine Beiträge vorhanden.



Das Thinking aloud Verfahren (»Methode des lautes Denken«) dient der Verbalisierung mentaler Prozesse bei der Bearbeitung spezifischer Aufgaben. Durch die Beobachtung des Verhaltens und der verbalisierten Gedanken von ProbandInnen bei der Lösung einer Aufgabe, entsteht die Möglichkeit, kognitive Prozesse anschaulich darzustellen. Dabei wird der Fokus weniger auf das Ergebnis der Aufgabenlösung gerichtet, als vielmehr auf den Weg der Zielerreichung. Außerdem werden subjektive Einblicke in Eindrücke, Gefühle, Erwartungen und Absichten der TeilnehmerInnen möglich.

Hintergrund / Herkunft[Bearbeiten]

Ericsson und Simon veröffentlichten 1984 die »Theorie des lauten Denkens«, deren Methodik in vielen Bereichen sozialwissenschaftlicher Forschung erfolgreich eingesetzt wird. Thinking aloud Verfahren kommen beispielsweise zur Überprüfung und Weiterentwicklung der NutzerInnenfreundlichkeit von Anwendungen zum Einsatz. Häufig in Bereichen wie Produktentwicklung und Usability aber auch im Wissensmanagement.

Zielsetzung & Einsatzmöglichkeiten[Bearbeiten]

Im Bereich Usability wird durch »Thinking aloud Verfahren« erkennbar, wie der / die Benutzer*in mit dem Produkt umgeht und welche Überlegungen er / sie bei der Benutzung anstellt. Dadurch kann die NutzerInnenfreundlichkeit von bspw. Software­Benutzeroberflächen erhöht werden. Durch das freie aussprechen von Gedanken, im Zuge von Aufgabenbe­wältigungen, wird es möglich, alle (relevanten und irrelevanten) Überlegungen, Probleme, Handlungsalternativen und Lösungsoptionen abzufragen. Diese »freie Exploration« ist be­sonders dann hilfreich, wenn ein genereller Eindruck vom System vermittelt werden soll.

Mögliche Umsetzung[Bearbeiten]

Vorbereitung[Bearbeiten]

Eine professionelle Vorbereitung der BeobachterInnen / InterviewerInnen in Bezug auf Gesprächsführung ist wichtig. Zur Vorbereitung gehört auch die Wahl der Methode nach der vorgegangen wird (introspektiv, direkt während der Aufgabenbearbei­tung; unmittelbar retrospektiv, direkt nach der Aufgabenbearbeitung; verzögert retrospektiv, nach der Bearbeitung aller zu testenden Aufgaben).

Durchführung[Bearbeiten]

Alle Gedanken frei auszusprechen ist für viele ProbandInnen erst ein­mal gewöhnungsbedürftig, sodass sensible Gesprächsführung und Unterstützung der ProbandInnen im Prozess der Verbalisierung nötig sind. Besonders wichtig ist es, dass der / die BeobachterIn ausschließlich beobachtet, ohne das Gesagte zu bewerten, keine Lösungen vorschlägt und versucht, Beeinflussungen zu vermeiden. Die Protokollierung kann sowohl schriftlich als auch audiovisuell erfolgen.

Aufwand[Bearbeiten]

Je nach Aufgabe, Zielsetzung und zu befragender Gruppengröße ist der personelle, finanzielle und zeitliche Aufwand unterschiedlich zu beurteilen.

Literaturauswahl[Bearbeiten]

Ericsson, Karl A. und Simon, Herbert A.. Verbal Reports as Data. In: Psychological Review, Jg. 87 (1980), 215–251.

Mey, Günter, und Mruck, Katja. Handbuch qualitative Forschung in der Psychologie. Vol. 1. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2010.